Die Roma-Flagge vor dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf (Foto: Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, 2023)
06/04/2023

»Wir feiern die Erfolge der Roma-Bewegung«: Berliner Bezirke hissen anlässlich des Weltromatags die Roma-Flagge

Nun schon zum vierten Mal hissen fast alle Berliner Bezirke anlässlich des Weltromatages die Roma-Flagge als ein sichtbares Zeichen der Erfolge der weltweiten Roma-Bewegung.

Der 52. Internationale Tag der Roma ist am 8. April 2023 und zu diesem Anlass wird in elf Berliner Bezirken die Flagge der Roma gehisst. Aufgrund der Osterfeiertage wurde in diesem Jahr unter anderem auch in Charlottenburg-Wilmersdorf bereits am Donnerstag, 6. April 2023, im Beisein von Bezirksstadträten die Flagge gehisst.

»Wir freuen uns sehr, dass nun schon zum vierten Mal die Berliner Bezirke anlässlich des Weltromatags am 8. April die Roma-Flagge hissen. 2020 haben wir von Amaro Foro allen Bezirken vorgeschlagen, mit diesem sichtbaren Zeichen die Erfolge der weltweiten Roma-Bewegung zu feiern und damit gleichzeitig auch deutlich zu sagen: Das ist die Stadt von uns allen. Wir gehören alle dazu. In diesem Jahr sind fast alle Berliner Bezirke bei der Aktion dabei, was uns besonders freut«, erklärt Georgi Ivanov, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von Amaro Foro e.V.

»Es braucht solche Tage. Erst vor Kurzem haben wir die Fallzahlen der Dokumentationsstelle Antiziganismus vorgestellt. Diese zeigen deutlich, dass noch viel zu tun ist in der Arbeit gegen Antiziganismus. Aber heute wollen wir den Blick auf das lenken, was erreicht wurde.« Inzwischen hat auf Bundesebene die Unabhängige Kommission Antiziganismus ihre Arbeit abgeschlossen und einen umfassenden Bericht vorgelegt. Der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antiziganismus hat seine Arbeit aufgenommen. Seit letztem Sommer gibt es mit MIA eine bundesweite Meldestruktur für antiziganistische Vorfälle, der Amaro Foro mit dem Projekt DOSTA angehört.

»Das alles sind die Erfolge der Roma-Bewegung. In Berlin und in Deutschland gibt es zahlreiche Roma-Selbstorganisationen wie Amaro Foro. Unserer kontinuierlichen Arbeit ist es zu verdanken, dass neue Strukturen entstehen und dass Antiziganismus als Problem der ganzen Gesellschaft zunehmend ernst genommen wird. Wichtige Ereignisse der Roma-Bewegung finden inzwischen auch in den Medien statt”, betont Ivanov.

Das alles war 1971 noch nicht abzusehen, als der erste Weltromakongress in London stattfand. Dort trafen sich am 8. April Delegierte aus der ganzen Welt und entschieden sich für die Selbstbezeichnung Roma, für die Flagge und für die Hymne »Gelem gelem«. Dieser Tag war ein Meilenstein.

»Als wir von Amaro Foro 2010 begannen, uns in Neukölln zu engagieren, war der Weltromatag in der deutschen Öffentlichkeit kaum bekannt«, so Ivanov. »In den ersten Jahren war es meist eher eine kleine Feier. Inzwischen finden viele verschiedene Veranstaltungen statt und die Berliner Bezirke sind ein Teil davon. Wir blicken deshalb heute mit Stolz und Freude nicht nur zurück, sondern vor allem nach vorne«.

Rom:nja leben als ethnisch-kulturelle Minderheit auf allen Kontinenten. Die große Mehrheit von ihnen lebt seit mindestens 700 Jahren in Europa (vor allem in Südosteuropa, in einigen mitteleuropäischen Staaten wie unter anderem in Deutschland und Großbritannien sowie in Spanien und Frankreich). Rom:nja bilden mit circa 12 Millionen Menschen die größte ethnische Minderheit Europas. Sie wurden über Jahrhunderte ausgegrenzt und diskriminiert. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden 500.000 europäische Roma Opfer eines nationalsozialistischen Genozids (“Porajmos”), der lange Zeit nicht als solcher anerkannt wurde. Sehr viele Angehörige der Rom:nja werden auch in Deutschland sowohl aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit als auch ihrer sozialen Situation wegen marginalisiert und sind häufig massiven Diskriminierungen, Benachteiligungen und Angriffen ausgesetzt. In manchen europäischen Staaten werden sie über eine gesellschaftliche Randstellung hinaus noch in jüngster Zeit offen verfolgt.

(Quelle: Pressemitteilung Amaro Foro e.V. und Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, 06.04.2023)