Verleihung des Europäischen Bürgerrechtspreises der Sinti und Roma an Tilman Zülch, 2014 in Berlin; im Bild von links: Tilman Zülch, Manfred Lautenschläger, Emran Elmazi, Romani Rose. (Foto: Jan Kulke/Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma)
23/03/2023

Trauer um Tilman Zülch, Gründer der Gesellschaft für bedrohte Völker

Der Minderheitenrat und der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma trauern um den Gründer und langjährigen Generalsekretär der Gesellschaft für bedrohte Völker Tilman Zülch.

Der Gründer und langjährige Generalsekretär der Gesellschaft für bedrohte Völker Tilman Zülch ist am 17. März 2023 im Alter von 83 Jahren in Göttingen verstorben.

Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, würdigte sein lebenslanges Wirken mit folgenden Worten: „Das jahrzehntelange Engagement von Tilman Zülch für Menschenrechte in Deutschland und weltweit verdient unseren Respekt und Anerkennung. Es ist Tilman Zülch mit zu verdanken, dass Sinti und Roma heute eine der vier anerkannten nationalen Minderheiten in Deutschland sind.“

Auch der Vorsitzende des Minderheitenrates der vier autochthonen nationalen Minderheiten und Volksgruppen, Dawid Statnik, trauert um den langjährigen Förderer und Unterstützer Tilman Zülch: „Die Arbeit der vier autochthonen nationalen Minderheiten Deutschlands ist eng verbunden mit dem Wirken der Gesellschaft für bedrohte Völker. Tilman Zülch war immer das Gesicht dieser Bewegung. Viele Jahre haben wir uns gemeinsam um die Verbesserung der Bedingungen bemüht. Auch wenn unser Freund Tilman Zülch geht, die Arbeit ist nicht fertig. Ohne ihn wäre es heute jedoch mehr Arbeit, er hat uns ein großes Stück geholfen, uns begleitet, unseren Themen Raum gegeben. Wir werden sein politisches Erbe gut in Ehren halten und uns weiter für die Belange der autochthonen nationalen Minderheiten Deutschlands, für Menschenrechte und eine offene Gesellschaft einsetzen. Möge Tilman Zülch in Frieden ruhen.“

Die von Zülch gegründete Menschenrechtsorganisation „Gesellschaft für bedrohte Völker“ leistete beim Aufbau der Bürgerrechtsbewegung der deutschen Sinti und Roma eine wichtige Unterstützung. Mit ihrer Hilfe organisierte der „Verband Deutscher Sinti“ am 27. Oktober 1979 die erste internationale Gedenkkundgebung zur Erinnerung an die 500.000 ermordeten Sinti und Roma im NS-besetzten Europa auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen, an der über 2.000 Menschen teilnahmen. Für sein Engagement wurde Tilman Zülch 2014 vom Zentralrat und Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma sowie von der Manfred-Lautenschläger-Stiftung mit dem „Europäischen Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma“ ausgezeichnet.

„Das Eintreten von Tilman Zülch für Menschenrechte war nie ideologisch, die Menschlichkeit stand immer im Mittelpunkt seines Handelns. Er sah sich und damit die von ihm gegründete Gesellschaft für bedrohte Völker nach dem Zivilisationsbruch der Nazis in der Verantwortung den demokratischen Rechtsstaat in die Pflicht zu nehmen“, so Romani Rose.


(Quelle: Pressemitteilung Minderheitensekretariat & Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, 22.03.2023)