Die Partei der dänischen und friesischen Minderheit in Schleswig-Holstein hat am 8. September ihr 75-jähriges Bestehen gefeiert. Am 27. September hat schließlich die SSW-Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag ihr Jubiläum begangen.

 
Bei der Veranstaltung, die von 200 geladenen Gästen aus allen gesellschaftlichen Bereichen besucht wurde, würdigte Landtagspräsidentin Kristina Herbst (CDU) den SSW als vollwertigen politischen Partner und Sprachrohr der Minderheiten. Der Historiker Prof. Dr. Jørgen Kühl führte durch 75 Jahre Minderheitenpolitik und Anke Spoorendonk erzählte von ihrer langjährigen Tätigkeit als Abgeordnete und als erste SSW-Ministerin in der Geschichte. Musikalisch untermalt wurde die Veranstaltung von der Singer-Songwriterin Jule Sösemann.
Im Anschluss wurde der SSW auf typisch skandinavische Art gefeiert – in „hyggeliger“ Runde bei netten Gesprächen im Foyer des Landtags.

Die dänische Minderheit und die friesische Volksgruppe waren schon seit 1946 im Landtag Schleswig-Holsteins durch Abgeordnete vertreten, aber erst als der SSW (Südschleswigscher Wählerverband) auf Geheiß der britischen Besatzungsmacht gegründet wurde, schlossen sich die damaligen 6 Abgeordneten der dänischen Minderheit und der friesischen Volksgruppe zur SSW-Fraktion im Jahr 1948 zusammen.

Die Kieler Parlamentspräsidentin Kristina Herbst (CDU) gratulierte dem SSW in den beiden Minderheitensprachen Dänisch und Friesisch. Sie betonte die wichtige Rolle des SSW, welcher gesamtgesellschaftlich nicht nur die nur die Interessen der Minderheiten parlamentarisch vertrete.

Christian Dirschauer, parlamentarischer Geschäftsführer der SSW-Landtagsfraktion: „Schauen wir zurück, dürfen wir nicht vergessen, dass diese Konflikte Ende der 1940ziger Jahre und Anfang der 50ziger Jahre, wo der SSW auch vier Jahre von 1954 bis 1958 nicht im Landtag vertreten war, die Grundlage für die heutige erfolgreiche Minderheitenpolitik Schleswig-Holsteins waren. Denn zur Lösung des Konfliktes zwischen dem SSW – der dänischen Minderheit und der friesischen Minderheit – und der damaligen Regierung – der Mehrheitsbevölkerung, wurden die Bonn-Kopenhagener Erklärungen von 1955 in den jeweiligen Parlamenten beschlossen. Ein Meilenstein! Die Bonn-Kopenhagener Erklärungen haben nicht nur zur Befriedung des deutsch-dänischen Grenzlandes und zur Sicherung der Rechte der Minderheiten auf beiden Seiten der Grenze beigetragen, sondern sie haben auch in einer Zusatzerklärung, die Befreiung der Partei der dänischen Minderheit von der 5%-Hürde gesichert.“ Diese Regelung der Bekenntnisfreiheit zu einer Minderheit oder Volksgruppe, die nicht nachgeprüft oder angezweifelt werde darf, gilt in Europa als wegweisendes Beispiel. Die Aufhebung der 5%-Klausel gilt bundesweit für Minderheitenparteien.

Auch wenn sich der SSW im Laufe der Jahrzehnte geändert und auf aktuelle Entwicklungen in einer pluralistischen Gesellschaft reagiert hat, so ist eine Konstante in der SSW-Politik geblieben: die Minderheitenpolitik.

Lars Harms, Vorsitzender der SSW-Landtagsfraktion: „Wir sind die Partei der dänischen und der friesischen Minderheit. Wir sind ganz klar das politische Sprachrohr der Minderheiten, das wurde ja auch in der Vergangenheit regelmäßig höchstrichterlich bestätigt. Die finanzielle, kulturelle und sprachliche Gleichstellung der Minderheiten mit der Mehrheitsbevölkerung wird immer unser Anliegen bleiben. Und da gibt es auch noch genug zu tun.“

Mit Stefan Seidler ist im Jahr 2021 nach 70 Jahren wieder ein Abgeordneter des SSW in den Deutschen Bundestag eingezogen. Dort macht sich Seidler nicht nur für die dänische und friesische Gruppe stark, sondern vertritt auch die Interessen der anderen beiden in Deutschland beheimateten autochthonen nationalen Minderheiten: der deutschen Sinti und Roma sowie der Lausitzer Sorben.

(Quelle: Minderheitensekretariat und SSW, 27.09.2023)