Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande des Niedersächsischen Verdienstordens mit Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Mitte), Edith Sassen (l.) und Johanna Evers (r.). (Foto: MK/Schubert)
16/01/2024
Für ihren Einsatz für das Saterfriesische und Plattdeutsche haben Johanna Evers und Edith Sassen das Verdienstkreuz am Bande des Niedersächsischen Verdienstordens von Kultusministerin Julia Willie verliehen bekommen.

Kultusministerin Julia Willie Hamburg hat am späten Vormittag im Gästehaus der Niedersächsischen Landesregierung in Hannover das Verdienstkreuz am Bande des Niedersächsischen Verdienstordens an Johanna Evers und Edith Sassen aus der Gemeinde Saterland überreicht. Damit würdigt das Land das große Engagement beider ehemaligen Lehrerinnen für den Erhalt der Plattdeutschen und besonders der Saterfriesischen Sprache als Minderheitensprache.

„Saterfriesisch – oder wie man im Saterland selber sagt: Seeltersk – ist die letzte verbliebene Varietät der ostfriesischen Sprache“, so Kultusministerin Hamburg in ihrer Laudatio während der Ordensverleihung. „Sie hat als eine der kleinsten Sprachinseln der Welt überlebt und dies in Niedersachsen! Der Erhalt des Saterfriesischen nimmt daher einen hohen kulturellen Stellenwert für die Region und das Land ein. Frau Evers und Frau Sassen haben das erkannt und mit ihrem außergewöhnlichen Einsatz beherzigt. Dabei haben sie auch immer die Anerkennung regionaler Besonderheiten im Blick behalten. Für ihr langjähriges Engagement spreche ich meinen allerherzlichsten Dank aus.“

Seit 1999 verpflichtet sich Deutschland zum Schutz der Regional- und Minderheitensprachen. (*) In Niedersachsen übernimmt das Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung die Koordinierung.

„Regional- und Minderheitensprachen wie das Saterfriesische stellen einen bedeutenden Aspekt der regionalen Identität dar und sind Ausdruck einer tiefen Verbundenheit mit einem Landstrich, seinen Traditionen und mit seinen Bewohnerinnen und Bewohnern. Die beiden Ordensträgerinnen halten mit ihrem Wirken dieses wertvolle kulturelle Erbe lebendig und geben damit insbesondere jüngeren Generationen die Möglichkeit, Heimat und Zusammenhalt durch die Kraft der Sprache zu erleben,“ lobte Regionalministerin Wiebke Osigus in Abwesenheit das Engagement.

Vor diesem Hintergrund bewertet die Landesregierung die Tätigkeiten von Johanna Evers und Edith Sassen als Förderung wichtiger staatlicher und gesellschaftlicher Belange. Gleichsam kommt dem Erhalt der nationalen Minderheitensprache aufgrund der nur noch geringen Anzahl an Sprechenden einmal mehr große Bedeutung zu.

So setzt sich Johanna Evers seit Anfang der 1990er Jahre für die Saterfriesische Sprache ein. In dieser Zeit gründete sie u. a. einen Arbeitskreis, brachte sich im Heimatverein „Seelter Buund“ ein und vertrat das Saterland auf Bundes- und Europaebene (z. B. im Europäischen Büro für Sprachminderheiten EBLUL oder durch die Teilnahme an Bund-Länder-Konferenzen). Nach Ansicht der Landesregierung leistet Evers damit einen wertvollen Beitrag zur Sichtbarkeit der nationalen Minderheiten.

Edith Sassen erlangte vor allem Bekanntheit durch das plattdeutsche Lehrwerk „Platt löppt“, welches für die Schuljahrgänge 1 bis 4 erschienen ist. Dieses Lehrmaterial diente schließlich auch als Vorlage für die saterfriesische Version „Seeltersk lopt“, das Sassen gemeinsam mit Ingeborg Remmers sowie der Unterstützung des Niedersächsischen Kultusministeriums für den saterfriesischen Sprachunterricht entwickelte und veröffentlichen konnte. Das Material kann sowohl von muttersprachlichen als auch von nichtmuttersprachlichen Lehrkräften eingesetzt werden.

Hintergrund: Der Niedersächsische Verdienstorden wurde 1961 gestiftet, um herausragendes selbstloses Engagement zu ehren. Mit diesem Orden werden insbesondere Verdienste mit landespolitischem Gewicht gewürdigt. Hierzu zählen beispielsweise regional bedeutsames Engagement sowie Verdienste um die Kultur- und Heimatpflege.

(*) Die sogenannte Sprachencharta ist ein multilaterales Abkommen zum Schutz und zur Förderung der Regional- und Minderheitensprachen in Europa. In Deutschland werden im Rahmen der Konvention seit Januar 1999 die Sprachen der anerkannten Minderheiten Dänisch, Ober- und Niedersorbisch, Nord- und Saterfriesisch, das Romanes der deutschen Sinti und Roma sowie die Regionalsprache Niederdeutsch (Platt) geschützt und gefördert.

(Quelle: Pressemitteilung des Niedersächsischen Kultusministerium, 09.01.2024)