04/04/2025
Für Umfrage werden in Nordfriesland lebende Eltern gesucht, die Friesisch können: egal, wie gut oder ob sie die Sprache weitergeben oder nicht.

Europäisches Zentrum für Minderheitenfragen führt umfangreiche Studie zur Sprachweitergabe in nordfriesischen Familien durch

Das Europäische Zentrum für Minderheitenfragen (ECMI) startet eine großflächige Umfrage zu Sprachverhalten und Spracheinstellungen in nordfriesischen Familien, die wichtige Erkenntnisse zu den Mustern der intergenerationalen Sprachweitergabe in der Region liefern soll. Außerdem geht es in der Umfrage um die sprachbezogene Unterstützung, die sich Eltern in Nordfriesland wünschen. Forschungsleiterin ist die renommierte Soziolinguistin Dr. Ruth Kircher, die seit über 20 Jahren im Bereich Mehrsprachigkeit und Minderheitensprachen forscht. Dr. Kircher, die vor ihrer Tätigkeit am ECMI auch an Universitäten und Forschungszentren in Kanada, Großbritannien und den Niederlanden forschte, hat bereits zahlreiche umfängliche Studien zu Minderheitensprachen in Europa und Nordamerika durchgeführt. Ihre bisherigen Forschungserkenntnisse fließen nun in das Nordfriesland-Projekt mit ein.

Im „Sprachenland“ Nordfriesland wird neben dem Hochdeutschen auch Plattdeutsch, Dänisch und natürlich Nordfriesisch gesprochen. Auf Letzterem liegt das Hauptaugenmerk des Projekts. Die geschätzte Zahl der Friesisch-Sprechenden liegt zwischen 4.000 und 10.000, je nachdem, wen man fragt. Worüber sich die meisten allerdings einig sind: Nordfriesisch soll geschützt und gefördert werden. „Bislang haben sich die Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung der Sprache hauptsächlich auf den Schulunterricht konzentriert. Diese Maßnahmen, sowie das große Engagement der Friesisch Lehrkräfte, sind sehr wichtig und müssen natürlich weiterhin unterstützt werden. Doch auch die Übertragung der Sprache innerhalb der Familie – schon bevor Kinder in die Schule kommen – kann eine entscheidende Rolle für die Zukunft des Nordfriesischen spielen. Mit unserer Umfrage möchten wir genau dieses Thema näher untersuchen“, äußert die Forscherin.

Die Umfrage richtet sich an Eltern in Nordfriesland, die selbst Friesisch können – egal, ob sie es mit ihren Kindern sprechen oder nicht. Es soll ermittelt werden, welche Faktoren die Entscheidung beeinflussen, ob Friesisch in der Familie weitergegeben wird oder nicht – und ob es sprachbezogene Unterstützung gibt, die sich Eltern in Nordfriesland wünschen: zum Beispiel Broschüren mit Informationen über die Meilensteine der kindlichen Sprachentwicklung, Blogs über die besten Praktiken zur Förderung kindlicher Mehrsprachigkeit, friesische Kinderbücher, oder andere Arten
von Ressourcen. „Sowohl die Faktoren, die die Sprachweitergabe beeinflussen, als auch die Arten der Unterstützung, die sich Eltern wünschen, sind vermutlich nicht in allen Teilen Nordfrieslands identisch. Daher hoffen wir, dass möglichst viele Eltern aus dem gesamten Landkreis an unserer Umfrage teilnehmen. Umfängliches Wissen über die Wünsche und Bedürfnisse der Eltern ist von zentraler Bedeutung für die Entwicklung effektiver Unterstützungsmaßnahmen“, erklärt Dr. Kircher.

Die etwa 20-minütigen Umfrage ist Teil eines Forschungsprojekts, das von Ruth Kircher, Pavlína Heinzová und Katharina Jürgensen vom ECMI in Zusammenarbeit mit Tineke Heck-Lemke von der Europa-Universität Flensburg durchgeführt wird. In Nordfriesland lebende Eltern, die Friesisch können – egal, wie gut und egal, ob sie die Sprache an ihr Kind weitergeben oder nicht – sind herzlich eingeladen, teilzunehmen. Insbesondere werden Eltern von Kindern gesucht, die noch nicht zur Schule gehen. Die Umfrage ist anonym. Als Dank für ihre Zeit haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, an einer Verlosung von Geschenkgutscheinen des Nordfriisk Instituut Webshops teilzunehmen.

https://bit.ly/UmfrageElternNordfriesland

Kontakt:
Katharina Jürgensen
E-Mail: juergensen@ecmi.de
Tel.: +49 (0)4 61 14149 64

(Quelle: European Centre for Minority Issues, 01.04.2025)