09/05/2025
Der Minderheitenrat kam zusammen, um die politischen Schwerpunkte für das Jahr festzulegen.

Minderheitenrat tagt in Bautzen/Budyšin

Der Minderheitenrat der vier autochthonen nationalen Minderheiten und Volksgruppen Deutschlands kam am 8. Mai 2025 zu einer Sitzung in Bautzen/Budyšin zusammen. Traditionell findet eine der Sitzungen jährlich in einem der angestammten Siedlungsgebiete einer nationalen Minderheit statt – in diesem Jahr beim sorbischen Volk. 

Im Mittelpunkt der Sitzung standen Berichte aus den Siedlungsgebieten sowie die inhaltliche und politische Jahresplanung für 2025. Nach der Regierungsbildung nimmt der Minderheitenrat Gespräche mit Bundestagsabgeordneten auf, um zentrale minderheitenpolitische Anliegen erneut im Parlament zu verankern. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Wissensvermittlung über nationale Minderheiten sowie auf der Begleitung relevanter Gesetzesvorhaben zum Schutz und zur Förderung der Minderheitenrechte. 
 
Mit großer Zustimmung nahm der Minderheitenrat die erneute Ernennung von Bernd Fabritius zum Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten zur Kenntnis. Herr Fabritius hatte dieses Amt bereits von 2018 bis 2022 inne und bringt umfassende Erfahrung in der Minderheitenpolitik mit. Der Minderheitenrat gratuliert ihm herzlich zur Wiederernennung und freut sich auf eine konstruktive Zusammenarbeit in den kommenden Jahren und auf ein baldiges persönliches Treffen – eine Einladung des Minderheitenrates wird in Kürze folgen.
 

Gleichzeitig dankt der Minderheitenrat Natalie Pawlik für ihr engagiertes Wirken in der vergangenen Legislaturperiode. In ihrer Funktion als Beauftragte für nationale Minderheiten hat sie sich stets für die Interessen der vier autochthonen Minderheiten eingesetzt. Der Minderheitenrat wünscht ihr für ihre neue Aufgabe als Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration sowie als Staatsministerin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales viel Erfolg und Kraft. 

Zudem erklärte Jens A. Christiansen (Sydslesvigsk Forening), dass er im Oktober 2025 für das Amt des Präsidenten der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten (FUEN) kandidieren wird. Der Minderheitenrat begrüßt diese Kandidatur ausdrücklich und wird Herrn Christiansen bei seinem Vorhaben aktiv unterstützen. 
 

Am Abend des 8. Mai lud der Minderheitenrat zur öffentlichen Podiumsdiskussion „Die nationalen Minderheiten nach der Bundestagswahl – Reflexionen, Herausforderungen, Perspektiven“ ins Serbski muzej / Sorbische Museum. Die Veranstaltung fand begleitend zur Wanderausstellung „Was heißt hier Minderheit?“ statt, die dort noch bis zum 11. Juni zu sehen ist. Auf dem Podium diskutierten Gitte Hougaard-Werner (Vorsitzende des Minderheitenrates und des Sydslesvig Forening), Ingwer Nommensen (stellvertretender Vorsitzender des Friesenrates) und Dawid Statnik (Vorsitzender der Domowina) über die Rolle der nationalen Minderheiten in der deutschen Gesellschaft, ihren Beitrag zur europäischen Verständigung sowie über aktuelle Initiativen zur Förderung von Sprache und Kultur. Unter den Gästen befanden sich auch der Oberbürgermeister von Bautzen, Karsten Vogt, die Bundestagsabgeordnete Kathrin Michel sowie die Landtagsabgeordneten Sybilla Nitsch (SSW, Schleswig-Holstein) und Marko Schiemann (CDU, Sachsen). Ihre Teilnahme ermöglichte einen wertvollen Austausch zwischen Vertreter*innen aus Politik und Minderheitenselbstorganisationen. 

Ein besonderer Moment der Veranstaltung war das Grußwort des Zentralrats der Deutschen Sinti und Roma zum 8. Mai – dem Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus. Es wurde stellvertretend verlesen und erinnerte eindrücklich an die Bedeutung dieses historischen Datums – insbesondere für die Minderheit der deutschen Sinti und Roma. Das Grußwort mahnte den weiterhin bestehenden Antiziganismus an. Der Minderheitenrat bekräftigt vor diesem Hintergrund seine Forderung, das Amt des Beauftragten der Bundesregierung gegen Antiziganismus und für das Leben der Sinti und Roma auch in der neuen Legislaturperiode fortzuführen. 

Gitte Hougaard-Werner betonte nach diesem ereignisreichen Tag: „Es ist stets bereichernd, wenn wir unsere Sitzungen an solch einem besonderen Ort durchführen. Mein Dank gilt der Domowina für ihre Gastfreundschaft sowie meinen Kolleg*innen für den offenen und konstruktiven Austausch. Wenn wir zusammen sind, werden wir besser und stärker. 

Es war uns wichtig, an diesem Tag auch auf die Bedeutung des 8. Mai aufmerksam zu machen. Sinti und Roma werden nach wie vor in der deutschen Gesellschaft nicht als gleichberechtigte Mitglieder gesehen, sondern noch immer als Gruppe stigmatisiert und ausgegrenzt. Wir solidarisieren uns mit allen Betroffenen von Diskriminierung und Gewalt – denn nur, wenn in Deutschland alle Minderheiten sicher leben können, können wir von einer wirklich demokratischen und gerechten Gesellschaft sprechen.“ 
 

(Quelle: Pressemitteilung des Minderheitenrates, 9. Mai 2025)